Liuba
25/03/2022 – 24/06/2022
DUNKEL
Lukas Rietzschel | Malerei
Armin Mell | Malerei
Atlas Glaas | Soundwork
25. März bis 24. Juni 2022
DUNKEL
Armin Mell und Lukas Rietzschel ergänzen sich: wo der eine bizarr anmutende Momentaufnahmen einer trostlosen Realität erfasst, setzt der andere auf archäologische Schichtarbeit, auf einen langen von Zufall und Können dominierten Entstehungsprozess. Die gebrochene plastische Oberfläche legt bei einem Wunden offen, während die Betrachtenden sich beim anderen in der glattpolierten Leinwand spiegeln können. Und doch thematisieren sie das Gleiche, das Ungesagte, das Unbegreifbare. Sie beschäftigten sich mit der gruseligen Faszination von Prozessen, deren Konsequenzen zuvor nicht absehbar waren und deren Resultate lieber im Dunkeln versteckt geblieben wären. Untermalt wird die Ausstellung mit den sphärisch, darken Sounds von Atlas Glaas.
Ausstellende Künstler:innen
Armin Mell
Armin Mells experimentell, topographisch anmutenden Gemälde fördern eine große Perspektivenvielfalt zu Tage in der sich die Betrachtenden verlieren können. Die Grenzen zwischen Mikro- und Makroperspektive, zwischen Luftbild und Detailaufnahme des urbanen, öffentlichen Raums fließen in einer plastisch wirkenden Komposition aus industrieller Farbe und Material zusammen. In dem rhythmischen Wechsel von Farbauftrag und Trocknung erfährt der Produktionsprozess zudem einen archäologischen Bezug. Die über mehrere Tage entstehenden Schichten brechen auf und legen darunter liegende Ebenen wieder frei, einzelne Momente werden aus der Zeit herausgelöst. Hierbei fungiert die wiederholte Addition und Reduktion von Farbschichten wie ein Filter durch den die Werke eine ganz eigene Körperlichkeit entfalten. Risse, Verzerrungen und Oberflächenspannungen thematisieren den zufällig erscheinenden von Disruption geprägten Entwicklungsprozess der Arbeiten.
Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel mag den meisten bisher nur als erfolgreicher ostdeutscher Autor der Nachwendeliteratur bekannt sein. Doch er ist auch Maler und seine imposanten Ölgemälde zeugen von großem künstlerischen Geschick und Feinsinn für das Alltägliche. Er erfasst in bizarr anmutenden Positionen die Trostlosigkeit der menschlichen Existenz, ihre Überreste und Artefakte, die an einstige Sehnsüchte und Ideale erinnern. In den schwarzen, hochpolierten Oberflächen der Leinwand spiegeln sich postsozialistische Realismen: vom Leben hart gezeichnete Gesichter treffen auf in Eile verlassene Stühle und Landschaften. Trotz der realitätsgetreuen Figuration geben seine Werke keine Antworten, sie erklären nicht, bilden nicht ab und fordern nicht auf. Sie hinterlassen vielmehr ein rational nicht greifbares Gefühl von flirrender Angst und flauem Magen als hätte man schon zu lange oder noch nicht lange genug hingesehen.
Atlas Glaas
Der Klangarchitekt Atlas Glaas erschafft düstere Atmosphären, die er aus seiner urbanen Umgebung destilliert, in einem nie endenden Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung. Mit psychoakustischen Sounddesign-Techniken und einer minimalistischen Kompositionsphilosophie will er den emotionalen Kern seiner Zuhörer:innen treffen. Ob es sich um Gefühle wie Liebe und Verlust oder Angst und Furcht handelt, das eklektische Zusammenspiel von Dunkelheit und Licht führt zu kohärenten und detaillierten elektronischen Klanglandschaften.